8. Mai – Tag der Befreiung – Tag des Friedens

13. Mai 2022

Mai 1945: Als die Hoffnung aufkeimte, dass der Krieg bald vorbei ist, sagte Marianne Grunthal vor dem Schweriner Bahnhof „Gott sei Dank, dann gibt es Frieden“ – das war am 2. Mai 1945. SS-Schergen, haben diese Frau, die einfach nur Frieden wollte, daraufhin ergriffen und an einer Straßenlaterne aufgehängt.

Nur eine dieser irrsinnigen Taten in der Zeit des zweiten Weltkrieges, selbst kurz vor dessen Ende. Nach der Machtergreifung der Nazis 1933 bis zur Kapitulation am 8. Mai 1945 starben Aber-Millionen Menschen auf der Welt. Allein in dem sechs Jahre langen Krieg bis zum 8. Mai 1945 waren 60 Millionen Menschen gefallen, ermordet, getötet worden.

60 Millionen! Das ist 50-mal die gesamte Bevölkerung im M-V!

Der Krieg hatte ein Ende durch die Kapitulation – am Tag der Befreiung. Wir begehen diesen Tag, weil mit ihm eine Befreiung einherging – eine Befreiung vom Nazi-Terror.
Der Befreiung von einem menschenverachtendem Regime, dem Faschismus, dem Krieg, von Völkermord Menschenvernichtungslagern, von schrecklichem unvorstellbarem Leid vieler Menschen.

Leben wurden zerstört, Familien zerrissen, Biografien gebrochen, Heimat geraubt und zerstört.

Der 8. Mai 1945 beendet durch die Kapitulationserklärung aus meiner Sicht die schlimmste Epoche der deutschen Geschichte.
Aus dem ersten Weltkrieg hatte man nichts gelernt und die Welt mit einem noch schlimmeren Krieg überzogen.

Heute verstehen wir diesen Tag der Befreiung auch als Mahnung. Nie wieder! Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg! Das schworen 1945 unsere Eltern und Großeltern.

Mit dieser Forderung stehen wir auch heute hier – trotz oder gerade weil, es wieder einen Krieg mehr gibt auf dieser Erde, einen Krieg in Europa.
Wieder sprechen Waffen in der Welt, nach wie vor in Jemen, im Sudan, in Mali, in Afghanistan, ….. und seit mehr als 70 Tage in Europa – in der Ukraine.

Unsere Vorstellung und der Traum von einem dauerhaften friedlichen Haus Europa ist aus den Fugen geraten. Umso mehr erhebe ich hier die Forderung, friedliche Mittel zu nutzen, um Kriege zu beenden und das überall auf der Welt.

Ich verspüre mehr als ein großes Unbehagen, wenn Beifallsbekundungen aufbrausen, wenn Aufrüstung, Waffenexport und -lieferungen gefordert und angekündigt werden. Und nein, man ist kein Pazifist, wenn man dies fordert.
Kugeln, Raketen finden ihr Ziel, zerstören und töten Menschen. Lasst mich noch einen weiteren Gedanken aufgreifen.

Es gab Diskussionen zum heutigen Gedenktag und zu den Ehrenmalen/ Denkmälern zum Tag der Befreiung und zu Ehren der Helden der Sowjetarmee.

Für mich schmälert der jetzige Krieg des russischen Staates gegen die Ukraine den Sinn der Gedenkstätten und Ehrenmale nicht, denn die Sowjetarmee ist nicht identisch mit der jetzigen kriegsführenden russischen Armee unter Putin.
Der Staat, der die Ukraine im Februar angegriffen hat, ist nicht identisch mit der damals am 22. Juni 1941 angegriffenen und überfallenen Sowjetunion, bestehend aus 15 Unionsrepubliken.In diesem Krieg sind 9.750.000 sowjetische Soldaten gefallen (neuere Erhebungen gehen von 11,4 Millionen getöteten Soldaten aus).

Unter diese Soldaten waren Mitglieder aller Völker und Nationalitäten der damaligen Sowjetunion. Hierzu zählten auch die Menschen aus dem Gebiet der heutigen Ukraine der damaligen Ukrainische SSR.

Seit sehr langer Zeit wissen wir, dass es in der damaligen UdSSR viele Verbrechen unter Stalin gab. Dies hat in der Vergangenheit nicht dazu geführt, das Gedenken an die einfachen Soldaten – egal, ob sie aus Odessa, Taschkent, Riga, Nischni Nowgorod, Moskau, Kiew oder Stalingrad (Wolgograd) kamen – zu schmälern.

Am Treptower Ehrenmal – so erzählte meine Mutter – hat sie Anfang der 80er Jahre mit einem Ehepaar gestanden. Er war Kapitän auf einem Fischtrawler, der in Stralsund auf der Werft repariert wurde.Sie kam aus Kiew, er stammt aus einem Dorf im Kaukasus – beides keine Russen. Beide gedachten ihrer Familienangehörigen, die 1945 auf deutschem Boden für die Befreiung vom Hitlerfaschismus gefallen sind.

Dieses Andenken an die vielen Opfer des II. Weltkrieges dürfen wir durch den jetzt von Russland geführten Krieg nicht beschmutzen lassen. Die alliierten Streitkräfte befreiten Deutschland von der verbrecherischen Gewaltherrschaft des nationalsozialistischen Regimes und setzten dem Massenmord an den europäischen Juden, an Christen, an Humanisten, an Sozialisten, an Kommunisten – an Andersdenkende und dem Sterben an der Front ein Ende.

Hier im Westen Mecklenburgs trafen die Alliierten aufeinander, auch deren Opfer gedenken wir am heutigen Tag. Es begann mit der Befreiung am 8. Mai 1945 eine neue Zeit, eine Zeit des Friedens auf deutschem Boden, die – seit 77 Jahren – bis heute anhält.

Welch ein Glück für die nach 1945 geborenen Menschen – auch für mich – in dieser Zeit leben dürfen.Unsere immerwährende Aufgabe und Pflicht: Bewahren wir Frieden, setzen wir uns für den Frieden ein, hier und überall auf der Welt! Und stehen wir dafür ein, dass den Kriegen dieser Welt ein Ende bereitet wird.

Unsere Regierenden sind aufgefordert alles daran zu setzen, weiterhin einen Weg zu finden und eine Vermittlerrolle zu übernehmen um den verheerenden Krieg in der Ukraine zu beenden, bei dem es keine Gewinner geben kann. Waffenlieferungen führen zu einem langen Zermürbungskrieg, in dem es nur Opfer gibt.
Dass wir Frieden mit friedlichen Mitteln erreichen, dafür setze ich mich im Bundestag ein. Dies wäre im Sinne derer, die im Krieg für den Frieden gestorben sind.

Ina Latendorf (MdB)